Meist bestimmen immer noch die Herren, wie der Hase im Job läuft. Und das hat viel mit typisch männlichen Eigenheiten zu tun. Wollen Sie Erfolg haben, sollten Sie diese Spielregeln kennen. Um mitmischen zu können - und sich die Trumpfkarten zu sichern
Auf Leistung setzen, dann läuft's mit der Karriere wie von selbst? Es gibt wohl keinen größeren Irrtum, dem Frauen im Beruf unterliegen könnten. Gute Leistungen sind wichtig, für den Aufstieg aber selbstverständlich.
Daneben kommt's auf ganz andere Dinge an: auf die Spielregeln im Job, oft unbewusste Übereinkünfte, die - natürlich - von Männern bestimmt werden. Frauen aber ist es meist überhaupt nicht klar, dass sie sich in der Arbeitswelt auf fremdem Terrain bewegen. Gravierender Unterschied zwischen den Geschlechtern: Das berufliche Wertesystem der Männer basiert - und das ist inzwischen sogar wissenschaftlich nachgewiesen - auf hierarchischem Denken. Für Frauen sind dagegen besonders die persönlichen Beziehungen zu Mitarbeitern und Kollegen wichtig. Dafür gibt's viele evolutionäre, biologische und psychologische Gründe.
Karriere-Expertin und Buchautorin Isabel Nitzsche präsentiert Ihnen hier die zehn wichtigsten (männlichen) Job-Spielregeln. Und erklärt, wie es Ihnen gelingt, erfolgreich mitzuspielen - und trotzdem sich selbst treu zu bleiben. Denn Sie müssen nicht in eine Männerrolle schlüpfen. Entscheiden Sie selbst, welche Regeln Sie clever nutzen, welche sie brechen wollen.
Männer wollen Macht. Aufgaben, die sie nicht an die Spitze bringen, delegieren sie am liebsten. So schaffen sie es schneller nach oben als teamorientiert arbeitende Frauen, die vor allem Wert auf die Inhalte ihrer Arbeit legen. Für Frauen ist Macht oft noch anrüchig. Sie begreifen zu spät (oder gar nicht), dass die macht- und einflussreichen Jobs oft auch die interessanteren sind. Wichtig deshalb: überdenken, welche Handlungsmöglichkeiten eine Machtposition mit sich bringt. Da geht es ja nicht (nur) ums Herrschen, sondern durchaus auch um Inhalte. Zum Beispiel kann man Projekte so gestalten, wie man selbst sich das vorstellt. Achtung: Macht ist keine Rose! Sie wird Frauen nicht geschenkt, schon gar nicht von Männern in den Schoß gelegt. Rechnen Sie mit Widersachern, seien Sie bereit zum Fight. Dazu gehört es auch, dass man nicht alles mit sich machen lässt. Trainieren Sie Ihre Konfliktbereitschaft!
Da Macht so wichtig ist, spielen Positionskämpfe innerhalb des Hierarchiesystems eine große Rolle. Der Vorteil der Männer: Ihnen ist wettkampforientiertes Verhalten von ihren Spielen als Jungen bestens vertraut. Bereits da ging's oft um Rangordnungen. Nicht anders in der Arbeitswelt: Selbst in der kleinsten Projektgruppe wird - meist unbewusst - erst einmal geklärt, wer der Platzhirsch ist, wer auf dem zweiten Rang folgt, wer auf dem dritten ... Frauen ist ein solcher Mechanismus von Haus aus total fremd. Das Problem: Sie geraten so in Gefahr, einen niedrigen Platz in der Rangordnung zugewiesen zu bekommen. Lernen Sie deshalb, sich angemessen zu behaupten. Was dabei hilft: häufig "Ich" sagen, sich in jeder Konferenz zu Wort melden, anderen verbal Grenzen setzen, für die Bedeutung der eigenen Abteilung kämpfen und sich als Expertin Renommée verschaffen.
Männer sind mit einer Arbeit zufrieden, wenn Leistung und Ergebnis stimmen. Frauen legen außerdem viel Wert auf gute Stimmung in der Gruppe. Schön fürs Arbeitsklima, aber sie geraten dabei in Gefahr, persönliche Beziehungen zu sehr in den Vordergrund zu stellen und es allen recht machen zu wollen. Das geht aber oft nicht. Um Entscheidungen zu treffen, die nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen, braucht man Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Überprüfen Sie, ob Ihre inneren Glaubenssätze Sie dabei unterstützen. Eventuell müssen Sie sie neu formulieren, etwa: "Ich werde es mir recht machen". Üben Sie in kleinen Schritten Verantwortung zu übernehmen: Entscheiden Sie Details selbst, anstatt ständig nachzufragen. Und melden Sie sich für ein zusätzliches Projekt. Gutes Trainingscamp für Selbstbewusstsein im Job: Netzwerke, in denen sich alle über Ihr Engagement freuen.
Grenzen austesten, versuchen, den Spielraum zu erweitern - für Männer gilt: "Neues Spiel, neues Glück". Misserfolge schieben sie eher auf die Umstände, Frauen dagegen auf eigene Fehler. Männer sind deshalb schnell dabei, wenn's um neue Aufgaben geht, während Frauen dazu neigen, erst mal abzuwägen und sich abzusichern - manchmal so lange, bis es zu spät ist. Männer haben dann oft schon "ja" gerufen. Was hilft? Spielerischer an die Dinge herangehen. Auch mal zugreifen, wenn man noch gar nicht genau weiß, wie und ob man eine Aufgabe lösen kann. Verabschieden Sie sich von einer allzu perfektionistischen Einstellung: Klappt's jetzt nicht, dann eben nächstes Mal. Bauen Sie dafür Ihr Sicherheitsnetz aus: Pflegen Sie Ihre Networking-Kontakte, damit Sie wissen, wer Ihnen notfalls helfen kann.
Schon in Kindertagen blieben Jungen bei ihren Mannschaftsspielen unter sich. Dieses Prinzip spiegelt sich in der Jobwelt der Erwachsenen wider. Männer wissen oft nicht, wie sie sich gegenüber Frauen in verantwortlichen Positionen verhalten sollen. Lieber bleiben sie in Kontakt zu anderen Männern. Was tun? Bloß nicht anbiedern, sich aber auch nicht verkriechen. Sie können sich selbst einladen - unter Männern ist es nicht üblich, jemanden zum Mitspielen aufzufordern. Klinken Sie sich ins Gespräch ein, ohne zu warten, ob Sie gefragt werden. Halten Sie sich bei Besprechungen erst mal an "sachlichen Jungsstil" und plaudern Sie nicht eher frauentypisch gleich privat-persönlich. Und wenn Ihnen die ganze Jungsbande mal wieder richtig auf den Keks geht: Nehmen Sie's mit Humor.
Geschlossene Gesellschaft: So wie die grauen Herren der Zeit im Kinderbuch "Momo" erscheinen einem die Old Boys in der Wirtschaft. Ihr Prinzip: Sich lieber mit jemand Vertrautem zusammenschliessen, der nicht nur dasselbe Geschlecht, sondern auch ähnliche Erfahrungen und Werte hat. Frauen fühlen sich angesichts dieser Altherren-Netzwerke oft als machtlose Außenseiterinnen. Keine Chance, da einzudringen? Manchmal schon, zum Beispiel über gemeinsame Projekte und Ziele - etwa indem Sie einen Arbeitskreis zu einem Spezialthema auf die Beine stellen, das auch die Old Boys interessiert. Doch wenn's nicht klappt, gilt: nur keine unnötige Energie mehr verschwenden. Versuchen Sie dann lieber, guten Kontakt zu Einzelnen aufzubauen. Gelegenheiten ergeben sich oft bei Branchentreffs, bei denen Old Boys als Redner auftreten.
Kontakte zu potenziellen Verbündeten schaffen nicht nur ein gutes Arbeitsklima, sondern helfen oft, sachlich wichtige Dinge voranzubringen. Männern ist immer ziemlich schnell klar, wer im Machtgefüge des Unternehmens für sie wichtig ist. Frauen schauen dagegen oft nicht über den Tellerrand ihrer eigenen Abteilung hinaus. Dabei gilt: Je länger Sie im Job sind, desto mehr Situationen erleben Sie, in denen Sie Verbündete brauchen. Überlegen Sie sich, wer dafür in Frage kommt. Vielleicht eine Art "Vaterfigur" oder ein vertrauter Kollege? Übersehen Sie andere Frauen nicht! Versuchen Sie, Kontakt herzustellen - über gemeinsame Themen oder zum Beispiel bei Tagungen. Stellen Sie sich gezielt als "Neue" vor oder fragen Sie um Rat - so wecken Sie Sympathien.
Das erkennen Sie schon daran, dass es sonst mehr fleißige Männer geben würde. Zwar können Sie sich bei Vorgesetzten beliebt machen, wenn Sie brav alle Aufgaben und noch mehr erledigen - für mehr Verantwortung empfehlen Sie sich so jedoch nur bedingt. Die Wahrheit ist: Die Rolle fleißiges Lieschen kennen Männer nicht. Sie weisen nicht auf ihre harte Arbeit hin, sie sprechen von Projekten, die sie geleitet haben, von Sachthemen, mit denen sie sich als Experte profilieren, oder vom letzten internationalen Kongress, auf den Sie eingeladen waren. Da können Sie sich was abschauen: Berichten Sie Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig - ganz sachlich und ohne Angeberei - von Ihren erfolgreichen Arbeitsergebnissen. Schließlich dient das auch der Info im Team.
Natürlich werden auch Frauen nicht gern bloßgestellt. Aber bei Männern bedroht Gesichtsverlust gleich ihre Position in der Hierarchie - einer der Gründe, warum sie selten Fehler zugeben. Frauen haben dieses Hierarchiedenken bekanntlich nicht und schießen mit einer zu forschen Art manchmal übers Ziel hinaus. Das birgt die Gefahr, dass sie Männern - ungewollt - einen Gesichtsverlust zufügen, wenn sie sie etwa vor versammelter Mannschaft kritisieren. Männer empfinden so etwas als Angriff - und wehren sich. Frauen hingegen sind oft noch stolz auf ihre direkte Art der Kommunikation, mit der sie vermeintlich zum Wohl der Abteilung beigetragen haben. Manchmal schrecken sie sogar vor öffentlicher Kritik an ihren Vorgesetzten nicht zurück. Besser: Vermeiden Sie direktes negatives Feedback vor anderen. Wenn Sie Kritik anbringen wollen - unbedingt diplomatisch verpackt im Vier-Augen-Gespräch.
Die Möglichkeit nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, ist Männern verbaut: Unverständnis kratzt in ihren Augen an Reputation und Image. So gilt bei Präsentationen und Besprechungen: Kommen keine Nachfragen, heißt das nicht, dass Ihre männlichen Gegenüber auch tatsächlich folgen konnten. Manchmal liegt das nicht ausschließlich am Inhalt, sondern auch an der weiblichen Rhetorik. Frauen drücken sich komplexer aus, während der männliche Sprachcode durch Reduktion aufs Wesentliche bestimmt ist. Das hilft Ihnen, sich verständlich zu machen: Vereinfachen Sie alles. Fragen Sie sich zur Vorbereitung selbst "Was ist meine Botschaft?". Benutzen Sie die männliche Satzstruktur mit kurzen, klaren Sätzen. Bauen Sie in Ihren Vortrag Wiederholungen ein. Und: Stellen Sie offene Fragen, um zu sehen, ob Sie wirklich verstanden wurden.
Illustrationen:
Andrzej Koston,
www.koston.de